Trotz gestiegener Konzerngewinne haben die Vorstände deutschen Börsenschwergewichte 2022 weniger verdient als 2021. Die bestbezahlten Führungskräfte und ihre Gehälter im Überblick.
Das Gehaltsgefälle in der ersten deutschen Börsenliga hat sich erstmals seit Jahren deutlich verringert, bleibt aber immer noch gewaltig. Vorstände der 40 Dax-Konzerne verdienten 2022 im Schnitt 38-mal so viel wie ein durchschnittlicher Beschäftigter ihres Unternehmens, wie aus einer Auswertung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München hervorgeht.
Im Jahr zuvor waren die Topmanager noch auf das 52-Fache gekommen. Den jüngsten Rückgang erklärte Professor Gunther Friedl von der Technischen Universität München am Montag mit gestiegenem Personalaufwand pro Mitarbeiter und den gesunkenen Vorstandsvergütungen. Im Schnitt kassierte ein Vorstandsmitglied – einschließlich Konzernchefs – 3,34 Millionen Euro und damit 8,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, obwohl Gewinn und Umsatz der Konzerne in der Summe gestiegen waren.
Die Führungsetage der Dax-Konzerne bekam unter anderem die Kursstürze an den Börsen infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine zu spüren. Ein Teil der Vorstandsvergütung ist variabel und an die Entwicklung des Aktienkurses des Unternehmens gekoppelt. Der deutsche Leitindex Dax hatte im Gesamtjahr 12,3 Prozent eingebüßt. „Zudem wurden bei nicht-aktienbasierten Teilen der Vergütung die teilweise anspruchsvollen Ziele vermehrt nicht erreicht“, erläuterte Friedl.
Dax-Manager verdienen im Schnitt 5,1 Millionen Euro
Im Schnitt kam ein Vorstandschef auf 5,1 Millionen Euro (2021: 6,1 Mio) und damit auf deutlich mehr als ein einfaches Vorstandsmitglied mit durchschnittlich 2,9 Millionen Euro. Eingerechnet sind das Festgehalt sowie kurz- und langfristige variable Vergütungen.
Die Vorstände der 40 Dax-Unternehmen einschließlich der Konzernchefs kassierten durchschnittlich 3,34 Millionen Euro und damit 8,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie aus der Auswertung der DSW und der Technischen Universität München hervorgeht. Wir zeigen die drei Top-Verdiener.
Platz 1: Christian Sewing, Deutsche Bank
Spitzenreiter war der Studie zufolge Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing mit einer Gesamtvergütung von 9,2 Millionen Euro. Sewing erhielt vom britischen Finanzmagazin „Euromoney“ die Auszeichnung „Banker of the Year“. Im vergangenen Jahr erzielte die Deutsche Bank unter Sewings Leitung das beste Jahresergebnis seit 2007. So konnte der Überschuss im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt werden – mit 5,7 Milliarden Euro.
Platz 2: Oliver Blume, Volkswagen (VW)
VW-Chef Oliver Blume belegt mit 8,8 Millionen Euro Platz zwei. Hinzu kommt eine halbe Million Euro aus seinem Job als Vorstandsvorsitzender der Porsche AG. Insgesamt verdiente er also sogar mehr als Sewing. Blume ist seit September 2022 in einer Doppelrolle Porsche- und VW-Konzernchef. Der Nachfolger vom umstrittenen Herbert Diess hat einiges vor sich: Nicht nur die neue Strukturierung des Autobauers, sondern auch die Herausforderung vom Geschäft mit E-Autos.
Platz 3: Belen Garijo, Merck
Merck-Chefin Belen Garijo folgt mit 8,3 Millionen Euro auf Rang drei. Damit ist erstmals eine Frau unter den drei Topverdienern. Die spanische Medizinerin und Managerin ist seit Mai 2021 die Vorsitzende der Geschäftsleitung der Merck KGaA. Unter ihrer Führung konnte das Unternehmen 2022 den Umsatz um fast 13 Prozent steigern – auf satte 22,2 Milliarden Euro. Der Pharma- und Technologiekonzern mit Sitz in Darmstadt hat mit Helene von Roeder auch einen weiblichen Chief Financial Officer.
Nach Einschätzung von DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler etabliert sich in Deutschland weiterhin „die Zehn-Millionen-Euro-Marke als absoluter Deckel“ beim Gehalt der Dax-Vorstandschef. „Die gesellschaftliche Debatte und die Mitbestimmung schlagen durch.“ In der Vergangenheit hatten Verdienste von mehr als zehn Millionen Euro für massive Kritik hierzulande gesorgt.
Zwar höre der Wettbewerb um die besten Köpfe nicht an der Landesgrenze auf, sagte Tüngler. Aber „wir sehen bisher wahrlich nicht, dass wir hierzulande einen strukturellen Nachteil dadurch erleiden, dass die Vergütungen in Deutschland nicht unbedingt so exorbitant ausfallen, wie wir dies teilweise im Ausland sehen“.
Auch andere Dax-Topmanager haben 2022 beträchtliche Summen verdient. Wir zeigen die zehn Dax-Manager mit den höchsten Gehältern.
Die Top-Gehälter der Dax-Unternehmenschefs im Ranking
Platz | Name | Unternehmen | Gehalt im Jahr 2022 |
1. | Christian Sewing | Deutsche Bank | 9,2 Millionen Euro |
2. | Oliver Blume | Volkswagen | 8,8 Millionen Euro |
3. | Belen Garijo | Merck | 8,3 Millionen Euro |
4. | Oliver Zipse | BMW | 7,9 Millionen Euro |
5. | Christian Klein | SAP | 7,8 Millionen Euro |
6. | Oliver Bäte | Allianz | 7,4 Millionen Euro |
7. | Timotheus Höttges | Telekom | 7,3 Millionen Euro |
8. | Roland Busch | Siemens | 7,3 Millionen Euro |
9. | Thierry Bernard | Qiagen | 7,2 Millionen Euro |
10. | Leonhard Birnbaum | Eon | 6,8 Millionen Euro |
Insgesamt | 78 Millionen Euro |
Quelle: Lehrstuhl Controlling TU München, gerundet auf die erste Nachkommastelle
Gehälter von über 100 Millionen Euro in den USA
Neben Unterschieden in der Vergütungsstruktur spielen auch Risiko und Haftung eine Rolle. „Das Risiko eines Vorstands im Ausland ist deutlich höher“, erläuterte Tüngler. Im laufenden Jahr dürften die Vorstandsvergütungen der Dax-Konzerne unverändert bleiben bis leicht sinken. „Die Geschäftsmodelle der Unternehmen stehen unter Druck und die Kosten laufen davon“, sagte Tüngler.
Die USA spielen in einer ganz anderen Liga: Während in Deutschland 2022 kein Dax-Vorstandschef mehr als zehn Millionen Euro verdiente, lag im amerikanischen Dow-Jones-Index kein Top-Manager darunter. In der Schweiz verdienten die Chefs von UBS, Roche und Novartis umgerechnet mehr als zehn Millionen Euro. In den USA erhielten die Vorstandschefs im Schnitt 24,9 Millionen Euro.
Die wichtigsten Tipps für Gehaltsverhandlungen
Überraschen Sie Ihren Vorgesetzten nicht mit einer Gehaltsforderung. Vereinbaren Sie ein Gespräch und machen Sie deutlich, dass Sie über eine Gehaltserhöhung sprechen möchten. Der beste Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung bietet sich vor allem dann an, wenn Sie ein Projekt erfolgreich abgeschlossen, einen Neukunden gewonnen haben oder die Personalbudgets erhöht wurden.
Sammeln Sie im Vorfeld schlagkräftige Argumente für die Gehaltsverhandlung. Welche Erfolge haben Sie seit Ihrer letzten Gehaltserhöhung erzielt? Hat sich Ihr Aufgabenbereich verändert? Haben Sie Teamverantwortung oder Aufgaben, die nicht direkt zu Ihrem Verantwortungsbereich gehören, übernommen? Ihre Argumente müssen Ihre Forderung stützen, wenn Sie wollen, dass sie erfüllt wird.
Informieren Sie sich über marktübliche Gehälter von Fachkräften mit ähnlicher Qualifikation und Berufserfahrung.
Ist aktuell keine monetäre Gehaltserhöhung möglich, sollten Sie nach Zusatzleistungen oder anderen Verbesserungen, wie Zuschüsse zur Weiterbildung, mehr Urlaub oder flexible Arbeitszeiten, fragen. Zeigen Sie Ihrem Arbeitgeber, dass Sie eine Lösung finden möchten, die für beide Seiten akzeptabel ist.
Wichtig ist, bleiben Sie während des gesamten Gesprächs freundlich und professionell. Dies gilt insbesondere dann, wenn aus bestimmten Gründen derzeit keine Gehaltserhöhung möglich ist. Fragen Sie, wann der richtige Zeitpunkt ist, das Thema erneut anzusprechen. Und in der Zwischenzeit sollten Sie weiter daran arbeiten, Ihre Performance zu verbessern und Ideen einzubringen, die das Unternehmen voranbringen.
Mit umgerechnet 94,5 Millionen Euro blieb Apple-Chef Tim Cook als Top-Verdiener knapp unter der Schallmauer von 100 Millionen Dollar. Der Spitzenreiter von 2021, Intel-Chef Pat Gelsinger, landete mit knapp 10,8 Millionen Euro diesmal am unteren Ende der Rangliste. In Europa wäre er damit immerhin noch auf Rang acht zu finden. Die Gehälter in den USA schwanken deutlich stärker: Nur ein Zwölftel der Gesamtvergütung ist bei ihnen fix, im Dax ist es der Studie zufolge fast ein Drittel.
Zu den Vorstandsvergütungen gibt es verschiedene Studien, deren Ergebnisse wegen unterschiedlicher Berechnungsmethoden teils voneinander abweichen. Die DSW legt die Auswertung seit dem Jahr 2000 regelmäßig vor. Eingerechnet sind das Festgehalt sowie kurz- und langfristige variable Vergütungen.
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Author: Rodney Long
Last Updated: 1703934603
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